Liebe: Offiziell beglaubigt!
Ich bin jetzt offiziell: importierter Lebenspartner. Unsere Beziehung ist vom jüdischen Staat Israel geprüft und gutgeheissen. Seit heute habe ich eine provisorische Aufenthaltsgenehmigung für 12 Monate.
Heute wurden wir auf dem Amt interviewt. Getrennt. Zuerst meine Freundin. Dann ich. Ich war nervös, als wir – erst gemeinsam, dann ich noch während ihrem Interview zwanzig Minuten alleine – mit all den anderen Ausländern im Korridor warteten.
Vor vier Monaten hatten wir den Antrag auf ein “Love-Visa” gestellt, und das verlangte dicke Paket voller Belege unserer Liebe eingereicht. Amtliche Papiere, Liebesbriefe, SMS die wir uns geschickt hatten, Fotos aus unserem gemeinsamen Leben, Briefe von Familie und Freunden, die unsere Liebe bestätigen…
Es war eine schöne Aufgabe, unsere Liebe zu dokumentieren. Man sollte das von allen Paaren verlangen. Dass sie alle fünf Jahre ihre Liebe dokumentieren müssen. Inklusive Briefe von Freunden, die ihre Liebe bezeugen. Es wäre auch ein guter Ausgangspunkt für eine künstlerische Arbeit. Dossiers von Paaren zu sammeln und dann zu Collagen zu verarbeiten. Oder Dossiers ganz zu erfinden. Oder beides.
Erst beneidete ich die Beamten um ihre Aufgabe, diese Dossiers zu prüfen. Was für eine schöne Aufgabe, den ganzen Tag Liebesgeschichten erzählt zu bekommen! Bis ich zum ersten Mal in dem Büro im “Misrad Hapnim” (Innenministerium) war. Wie traurig muss es sein, jeden Tag in diesen fensterlosen Räumen zu sitzen, und diese perfekten Liebesgeschichten vorgeführt zu bekommen. Was für ein Neid muss da wachsen! Den ganzen Tag Menschen zuzuhören, die eben in einem neuen Land und einem neuen Leben ankommen.
Unsere Beamtin war höflich, sie hatte keine überraschenden Fragen, versuchte keine Tricksereien: Wie haben wir uns kennengelernt? Was macht ihr Vater? Was macht dein Vater? Habt ihr einen guten Familiensinn in deiner Familie? War deine Familie schon hier in Israel? Etc.
Nur einmal zeigte die Beamtin Flagge: “Ah, was erzählst du mir da, ihr wart in Afrika reisen? … Hm, davon hat deine Freundin gar nichts erzählt…” – Sie sagte es leicht zweifelnd, eine Erklärung fordernd. Das wäre der Moment, wo ich bei einer erfundenen Geschichte unter Druck käme.
Ich musste an Depardieus erfundene Afrika-Reise im Film “Green Card” denken. Ich sage der Beamtin: “Da sind auch Fotos im File…” – Sie geht der Sache nicht weiter nach.
Ohne ein Lächeln lässt sie mich Gabi dazuholen und klebt für zwei mal 175 Schekel die Aufenhalts- und Arbeitsbewilligung in meinen Pass. Viel Spass denn auch.
In einem Jahr müssen wir zurückkommen und erneut unsere Liebe beweisen. Beweisen, dass wir noch immer glücklich sind.