Ist doch Wurst

“Speck, Schinken und Wurst ist krebserregend”, diese WHO-Meldung macht Schlagzeilen. Die Juden haben’s ja schon immer gewusst, denke ich, die ganzen unkoscheren Schweinereien sind nicht gut für uns. Die Bibel. Die Bibel weiss es eben.

Ausgerechnet in dieser aufgeheizten Stimmung passiert mir das Unverzeihliche: Ich serviere unseren Freunden M und L meine feine selbstgemachte Bolognese. Sie waren schon öfter bei uns zum Essen, auch zum Grill mit Schweizer Würsten und anderen Leckereien.

Die ersten Bissen Bolognese sind gegessen, da sagt M: MMhh das schmeckt aber fein, was hast du da reingemacht?

Ich sage: Rindfleisch …
… und ein bisschen Speck zur Würze.

Er sagt einen Moment lang gar nichts.

Dann lacht seine Frau ihr lautes Lachen.
Und sie ruft: Yes! Yes! Yes! Speck! Schweinefleisch!

Er sagt ruhig: Es musste ja mal soweit kommen.

Sie steht auf und jubelt.

Er ignoriert sie. Sagt: Aber es schmeckt so verdammt gut, ich werde das jetzt essen. Weil Du es bist, und er hebt sein Weinglas in meine Richtung.

Mir wird heiss und kalt gleichzeitig.

Er zu ihr weiter: Aber das ändert gar nichts bei uns zu Hause.
Offenbar will sie auch mal mit Speck – und er ohne.
Sie kocht gerne.

Er tut es ausdrücklich mir zuliebe?

Ich bin gerührt.
Ich schäme mich für meinen Fauxpas. Ich war überzeugt dass er sich nicht um die Koscher-Geschichte schert.

Er isst es für mich. Wenn ich es nicht wäre, dann würde er es nicht essen.
Ist das seine Art zu sagen: Du bist also imfall Schuld?

Ich werde also in der Hölle schmoren.

Oder er?

Wird er in der Hölle schmoren? Ich vermute, er wird entschuldigt, weil er es ja für mich gemacht hat, einen ahnungslosen, gemeinen Christen. Er hat es aus Liebe zu mir gemacht…

Im selben Moment fährt mir die ganze Tragweite dieser Situation ein: Genau darum sollten Juden keine Nicht-Juden heiraten. Genau darum muss Israel rein bleiben, so jüdisch wie möglich. Darum werde ich beim Boarding von El Al Sicherheitsmitarbeitern mit unangenehmen Fragen kleingemacht, das Handgepäck durchsucht, damit ich am liebsten woanders hinfliegen würde.

Meine Frau hätte mit dem richtigen Mann auf den richtigen Weg zurückgefunden!!

Doch wie’s gekommen ist, sitze ich jetzt hier mit aufrichtigen guten Juden am Tisch, füttere sie mit Speck, versorge sie an einem anderen Abend mit Bratwurst und Cervelat (Schweinedarm!).

Und beim Kaffee stelle ich Fragen nach der Menschlichkeit der israelischen Politik.

Meine Anwesenheit hier erodiert das Fundament Israels!

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