Corona ist nicht gleich Corona – Quarantäne Tag 9

Kann es sein, dass ich jetzt das erste Mal seit ich ausgewandert bin, nach bald 9 Jahren Israel, ein bisschen neidisch auf die Schweiz schaue?

Es fing ja so an, dass ich persönlich etwas gekränkt war und in meinem Stolz getroffen, dass ich als Schweizer überhaupt in Quarantäne musste hier in Israel. Die grundsolide, langweilige, furchterregend risikoscheue Schweiz war plötzlich ein Hochrisikoland?

Seither, eine Woche später, rief unser Bibi Netanyahu die ganze Welt zur Hochrisikozone aus (manche sagen, weil er zu feige war, mit dem Finger nur auf die USA zu zeigen), und gewisse regierungsnahe Kommentatoren verstiegen sich dazu ein Loblied zu singen, wie grossartig Israel die Corona-Epidemie meistere, Grenzen schliessen, Quarantäne … Seht her, die Italiener haben dutzende Tote wir haben nur 25 Fälle … 50 Fälle … 75 Fälle …

Als würde diese Fallzahl über Glück oder Unglück entscheiden. Die Fallzahlen werden steigen. Aufhalten lässt sich die Epidemie nicht. Verlangsamen, ja, aber zu welchem Preis?

Also sagt die Schweiz: Grenzen schliessen? Nicht praktikabel. Aber wir bereiten unsere Spitäler vor. Wir richten beispielsweise Triage-Stationen ausserhalb des regulären Notfalls ein, damit Corona-Patienten keinen Fuss in’s Spital setzen, um nicht andere Patienten zu gefährden… Unspektakulär, aber hört sich vernünftig an.

Hier in Israel spazieren Corona-Verdachtsfälle nach wie vor in die reguläre Notaufnahme. Dafür hat Netanyahu heute mit einem Handstreich alle Schulen für einen Monat geschlossen.

Er gefällt sich in seiner (gewohnten) Rolle als General, und behandelt Corona wie einen weiteren Gegner gegen den er sein Volk in den Krieg führt. Bloss, ob die grossen Gesten auch gegen diesen Gegner das richtige Mittel sind?

Schlauer wäre, er würde die schlauen Köpfe machen lassen. Ohne notwendigerweise die ganze Welt auf den Kopf zu stellen. Einfach machen lassen, die Ärzte.

Die protestieren derweil, dass sie zu wenig Schutz-Ausrüstung haben und schlecht vorbereitet sind. Aber das wäre ja langweilig, sich hinsetzen und überlegen was vielleicht in ein, zwei Monaten nötig wäre. Lieber grosse Geste, grosse Schlagzeile.

Hoffen wir, dass es nicht zum Äussersten kommt, das Gesundheitswesen hier hat kaum Reserve. Israel hinkt in Sachen medizinischer Ausrüstung der Schweiz meilenweit hinterher. Auf 1,000 Einwohner kommen in Israel 5 Krankenschwestern – in der Schweiz 17.

Hoffen wir, dass am Ende Donald Trump recht behält: es ist alles nur ein grosser Hype aufgeblasen von den Fake-News Medien, um ihm persönlich zu schaden. Für einmal hoffe ich wirklich, dass er richtig liegt …

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