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Armee

In den letzten Wochen kochte die Diskussion hoch, ob die Ultra-Orthodoxen – und die Araber – auch in die Armee gehören. Bis heute sind sie vom Militärdienst ausgenommen. Die Araber weil .. nun ja, weil sie der Feind sind. Die Ultra-Orthodoxen darum, weil sie ihr Leben voll und ganz dem religiösen Studium widmen – vom Staat bezahlt.

Der Leitartikler der Zeitung Ma’ariv schlägt jetzt als Lösung vor: Man solle all die Orthodoxen sehr wohl einziehen zum Armeedienst und sie dann als “spirituelle Aussenposten” an der Grenze zu Libanon im Norden und Ägypten im Süden einsetzen. Dort können sie in aller Ruhe ihr Tora-Studium weitertreiben. Gottes Schutz den Landesgrenzen!

Was bedrückend ist: Die radikale Isolation dieser Sphären der israelischen Gesellschaft (und die ungleiche Verteilung der Rechte und Pflichten). Und der Staat sieht es offensichtlich nicht als seine Aufgabe, für Einheit und Gleichheit der israelischen Bürger zu sorgen.

Die israelische Armee (Israel Defense Forces, kurz IDF) heuert neuerdings in einer Art Online-Spiel ‘Söldner’ an, in den sozialen Netzwerken Stimmung für Israel zu machen. Die Rechnung, aufgestellt von der nationalkonservativen Zeitung Jerusalem Post: Es gibt 3.5 Millionen israelische Facebook-Nutzer, die gegen eine Übermacht von 43 Millionen Araber im sozialen Netz um Meinungshoheit ankämpfen. Eine bizarre Milchbüchleinrechnung, die aber durchaus etwas über die Befindlichkeit Israels sagt.

Spezialeinheit Social Network

Schon Ende 2009 wurde eine ‘Spezialeinheit Social Networks’ initiiert, eine soldatische Einheit, die auf Youtube (et al) über Aktionen und Einsätze der israelischen Truppen berichtet, sprich beispielsweise: Armee-Videos online stellt, in denen israelische Soldaten absichtlich danebenschiessen, um Zivilisten zu verschonen.

‘IDF Ranks’ – Online-General werden

Die neuste Initiative ist nun spielerisch angelegt, um diese Inhalte breiter zu streuen: Aufgerufen werden Israelfreunde weltweit, die nicht physisch für Israel kämpfen können, sich im (Informations-)Krieg zu engagieren. So geht’s: Postet der virtuelle Söldner auf seinem Facebook- oder Twitter-Profil die Nachrichten der Armee, kann er so Punkte sammeln. Je nach Punktestand steigt er dann im militärischen Rang auf. Vom einfachen ‘Private’ wird der Freelance-Informationskrieger über insgesamt 48 Levels bis zum General befördert!

Screenshot IDF Ranks

Screenshot IDF Ranks

Und ich?

Als Neu-Israeli habe ich gelernt, solche israelischen Verrücktheiten mit leisem Kopfschütteln zu akzeptieren. So wie eine breite Mehrheit der Israelis vieles in diesem Land mit traurigem oder gleichgültigen Kopfschütteln akzeptieren. In einem verrückten Land, in einer verrückten Zeit, gibt es hier vieles, was einen im besten Fall einfach nur seltsam berührt.

News in der Jerusalem Post: Want to help defend Israel? Become a virtual soldier
Artikel von 2009 in der Haaretz: New IDF unit to fight enemies on Facebook, Twitter