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Ferien

In unseren Schweizferien wundern wir uns über das menschenleere Zürich, bis mir in den Sinn kommt: Sommerferien! Strandferien, Wanderferien, Camping, Kulturreisen, Abenteuerreisen: Der Zürcher fährt und fliegt weg. Gabi kann’s kaum glauben. Hier in Tel Aviv ist jetzt auch Schulfrei. Man merkt’s an den vollen Malls, Kinos, Highways, Stränden.

Familien verbringen den Tag gerne im klimatisierten Shoppingcenter. Draussen ist’s zu heiss. (Grosses Gesprächsthema sind die tragischen Schlagzeilen von Babies, die auf dem Rücksitz im Auto ‘vergessen’ werden und auf dem Parkplatz an Hitzschlag sterben. Vier tote Kleinkinder allein in den letzten fünf Wochen.)

Man fliegt hier nicht weg. Strand? Meer? Sonne? Hitze? Haben wir alles hier. Wohin also ausfliegen? Ausserdem ist Wegfliegen gemessen am Einkommen schweineteuer. Wer wirklich gut Kohle hat, der fliegt natürlich trotzdem weg. Aber die Mehrheit bleibt hier.

Wir sind noch schön braungebrannt von unsrer Woche in der Schweiz (die Israelis staunten).

Let’s go to the Mall! Schöne Ferien!

 

 

Besuchen Sie Tel Aviv, solange es noch steht! – Es drohen nicht nur Iran und unfreundliche Nachbarn. Wenn die sicherheitspolitische Situation verhältnismässig ruhig bleibt, werden bald gigantische Urlauberwellen unser Tel Aviv auslöschen.

Bild.de bejubelt am 30. April Tel Aviv

Letzte Woche hat El Al per tagelangem Streik erzwungen, dass die Regierung die nationalen Fluggesellschaften weiterhin vor europäischer Konkurrenz schützt. Wenn auch weniger als bisher. Denn das Open Sky Abkommen mit der EU erlaubt europäischen Fluglinien erleichterten Zugang zum israelischen Markt. Das bedeutet mehr Konkurrenz für den Platzhirsch. Und tiefere Preise für uns.

Die israelischen Fluggesellschaften lärmten und drohten: Mehr Markt und sinkende Preise seien gut und recht – in Friedenszeiten. Aber spätestens beim nächsten Krieg würden die Europäer Israel vom Flugplan streichen. Eine starke El Al sei unerlässlich, um das Land auch in Kriegszeiten mit zivilen Flügen zu versorgen. (Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.) Ausserdem müssten die israelischen Fluglinien viel mehr Geld in Sicherheitsmassnahmen stecken als die Konkurrenz, darum seien sie halt eben teurer. Kurz: Flüge nach Tel Aviv werden in absehbarer Zukunft billiger werden. Ich bin für Wettbewerb und günstige Flugtarife.

Diese Woche rückte ein Zeitungsartikel aus dem alten Europa die Diskussion in ein ganz neues Licht. Die deutsche Bild-Zeitung (verkaufte Auflage: 2.5 Millionen) titelt: “Schlecht drauf? Probieren Sie diese Stadt!  – Eine Therapie namens Tel Aviv.” Ich konnte den Artikel nicht lesen, ich hörte furchtbaren Lärm draussen, rannte ans Fenster und sah auf der Baselstrasse einen grölenden Trupp Deutscher therapeutische Fläschchen Jägermeister an Eingeborene ausgeben. Wenn bald täglich Billigflieger voller Bild-Leser in unserer schönen kleinen spinnerten Stadt landen, dann muss ich wegziehen. Vor allem, wenn die noch “schlecht drauf” sind und hier zur “Therapie” anreisen. Das kann nur übel enden. Siehe andere Urlaubsziele am Mittelmeer.

Retten kann uns jetzt im Prinzip nur noch ein nächster kleiner Krieg, damit die Bild wieder über “feige Bus-Bomber” und “Luftalarm in Tel Aviv” schreibt (das waren die anderen beiden Tel Aviv-Artikel der letzten sechs Monate auf Bild.de). Und nicht darüber, wie das Meer hier “in der Luft liegt” und wie man sich hier “leicht und glücklich fühlt wie ein Schmetterling”. Gott behüte.