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Politics

Ich lese die Meldung aus der Kabinetts-Sitzung der israelischen Regierung wieder und wieder:

7. The Cabinet decided to continue support, in partnership with the Jewish Agency for Israel, of the “Morasha” program, which is designed to introduce Jewish students from around the world, aged 17-30, to the State of Israel and the Jewish People and prevent assimilation via a two-year course of studies to enrich their knowledge of Judaism and Israel.

Ich lese: Die Regierung unterstützt ein Programm, um der ‘Assimilation’ jüdischer Studenten im Ausland entgegenzuwirken. Sprich: um die jüdische Identität und die Identifikation mit israel zu fördern. In meinem kleinen europäischen Kopf ist Assimilation und Integration bisher nur im politischen Kontext der lärmigen Integrationsdebatte in Deutschland und in der Schweiz vorgekommen. Integration als hohes Ziel für alle. Hässliches Stichwort: Leitkultur.

Deutschland schimpft auf die Türken, die sich nicht integrieren. Die Linke fordert von der Regierung mehr Integrationsprogramme, die über Sprachkurse hinausgehen. Die israelische Regierung unterstützt Programme zur Verhinderung von Assimilation im Ausland. Ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke. (Gleichzeitig gibt es natürlich hier im Einwandererland Israel sehr weitreichende Programme zur Integration und Assimilation der vielen Einwanderer. Wobei nicht-jüdische Einwanderer konsequent diskriminiert werden. Was damit beginnt, dass de facto nur jüdische Einwanderer als ‘Einwanderer’ gelten.)

Ob die Türkei ähnliche Programme zur Verhinderung von Assimilation in Berlin-Kreuzberg unterstützt? – Wie … ist das kein fairer Vergleich? – Ist es besser vergleichbar mit Unterstützung aus dem Vatikan für katholische Jugendprogramme, draussen in der Welt?

In den letzten Wochen kochte die Diskussion hoch, ob die Ultra-Orthodoxen – und die Araber – auch in die Armee gehören. Bis heute sind sie vom Militärdienst ausgenommen. Die Araber weil .. nun ja, weil sie der Feind sind. Die Ultra-Orthodoxen darum, weil sie ihr Leben voll und ganz dem religiösen Studium widmen – vom Staat bezahlt.

Der Leitartikler der Zeitung Ma’ariv schlägt jetzt als Lösung vor: Man solle all die Orthodoxen sehr wohl einziehen zum Armeedienst und sie dann als “spirituelle Aussenposten” an der Grenze zu Libanon im Norden und Ägypten im Süden einsetzen. Dort können sie in aller Ruhe ihr Tora-Studium weitertreiben. Gottes Schutz den Landesgrenzen!

Was bedrückend ist: Die radikale Isolation dieser Sphären der israelischen Gesellschaft (und die ungleiche Verteilung der Rechte und Pflichten). Und der Staat sieht es offensichtlich nicht als seine Aufgabe, für Einheit und Gleichheit der israelischen Bürger zu sorgen.