DE-MO-KRATIE
Ich war heute in Jerusalem, das erste Mal seit Jahren wiedermal, mit M. unserem Kleinen bin ich mit dem Zug hochgefahren, um zumindest ein bisschen zu protestieren gegen die Regierung überhaupt, und im Besonderen gegen die Pläne, die Justiz zu gängeln.
Der Zug war voll bis unters Dach mit guten Leuten, die DE-MO-KRATIE skandierten, kaum standen wir auf der Rolltreppe im Hauptbahnhof Jerusalem. Und das war gleich mehrfach ermutigend: dass es diese schicken elektrischen Schnellzüge von Tel Aviv nach Jerusalem gibt, voller guter Leute die sich kümmern.
Nur: unsere Bubble mag voller guter Leute sein, aber es ist eine viel zu kleine Bubble in diesem 10Mio Land (sind’s mittlerweile schon 11Mio?).
Wie lange noch, bis diese Blase implodiert? Bis das Klima hier uns entweder vertreibt, vergrämt – oder den Geist einfach vernichtet und auslöscht.
Ausserdem fiel mir schon auch auf: Die On-Schuhe-Träger, die heute ‘streikten’ und nicht zur Arbeit gingen, an diesem ‘Tag der nationalen Blockade’ … mal ehrlich: wir arbeiten ja sowieso ein paar Tage die Woche remote, und die Stunde im Zug nach Jlem haben wir genutzt, um am Telefon die wichtigsten Emails zu beantworten, und die fürs Business wichtigen Calls hielten wir dann auch am Abend zu Bürozeiten in den USA ab. Zählt das als Streik?
Die mir gegenüber gesessen haben auf der Rückfahrt berichteten am Telefon ihren Freunden: ‚Hat’s was gebracht? Keine Ahnung. Wir waren dabei…‘ Dabei sein ist alles. Zählt das als Protest?
So ging es mir ja auch. Nach den ersten Sprech-Chören im Bahnhof wurde es dem Kleinen zu laut. Er mochte dann lieber das Tram probefahren, und … eines gab das andere. Wir landeten nicht in der Masse vor dem Parlament, sondern im Mahne Yehuda-Markt zum leckeren Hummus Mittagessen…
Wird das reichen, um unsere Bubble hier zu retten?
