Deckel drauf

In diesen Tagen wird die ‚nächste Intifada’ unterdrückt, mit aller Gewalt und Kompromisslosigkeit.

Palästinenser werfen Steine – ein neues Gesetz wurde verabschiedet: es fordert bis zu 20 Jahre Haft für Steinewerfer (so stand es in den Zeitungen).

Doch wie bestraft man jemanden, der aus einem Volk kommt das Märtyrer verehrt? Eine archaische Bestrafung wurde wieder aufgenommen: Man zerstört die Wohnhäuser der Familien von verurteilten / toten Terroristen. (Man hatte das früher auch schon gemacht, aber dann realisiert dass die Familien danach Geld für den Bau eines grösseren schöneren Hauses bekamen.)

Du willst Märtyrer sein?
Also zerstören wir das Leben deiner Familie.

Der letzte ‚Terroranschlag’ der gemeldet wurde: Ein Mann stach mit einem Schraubenzieher einem 35-jährigen Israeli in den Rücken.

Terroranschlag?

Wie unendlich ziellos, frustriert und wütend ist ein Mensch, der sein Leben auf diese Art wegwirft..?

Oder israelisch gedacht: So primitiv und tierisch sind unsere Feinde. Mit solchen Unmenschen kann man nicht verhandeln und schon gar nicht kann man denen das Vertrauen für einen Frieden schenken.

Einen verzweifelteren und hoffnungsloseren Angriff als den mit dem Schraubenzieher kann ich mir nur schwer vorstellen. Andere ‚Terroristen’ haben zweidrei Pssanten überfahren und werden dann auf offener Strasse vom Sicherheitsdienst ‚neutralisiert’ (erschossen). Man spricht von ‚Lone Wolf’ Terrorismus, von einsamen Wölfen…

Eine verzweifeltere Strafe als die Zerstörung des Wohnhauses eines Terroristen kann mich mir auch kaum vorstellen.

Was mir Angst macht, ist nicht der Typ mit dem Schraubenzieher. Was mir Angst macht ist das drohende Ende dieser Spirale aus Gewalt und Verzweiflung und Gewalt und Verzweiflung.

Wo endet diese Spirale? Wie?

Ich kann es mir nicht vorstellen.
Es ist ganz eigentlich unvorstellbar.

Vielleicht: Frieden?

Vielleicht: Ein grosser Knall? Das Ende von zwei drei vier fünf Millionen Israelis und das nächste unermessliche Drama in der Geschichte des jüdischen Volkes? Wer daran glaubt, dass sich Geschichte immer in anderer Form wiederholt muss wohl gelegentlich aus Israel wegziehen.

Bei der von Netanyahu ewig beschworenen Bedrohung durch die “Atom-Macht Iran” geht es genau um diese Angst: Endlich nach Jahrtausenden hat sich das jüdische Volk erstarkt zusammengefunden im Land der Urväter, die Nation prosperiert und ist stark genug sich zu verteidigen. Bis …

Derweil unterdrückt der Staat die ‚nächste Intifada’ mit einer unheimlich beeindruckenden Effizienz und Allmacht. Die Wähler werden es der Regierung danken bei den vorgezogenen Wahlen im März.

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