Durchstartuppen
Die Startup-Szene in der «Bubble» ist unglaublich heiss. Ich war an einem Startup-Apéro, wo ein grosser Accelerator oder Venture-wasauchimmer zu Drinks geladen hatte. Ich war in Startup-Werkstätten. Ich war bei Startup-Präsentationen. Und ich war auch bei denen, die es geschafft haben, die jetzt im Büro im siebten Stock mit Blick aufs Meer sitzen. Bei denen, die an AOL oder Reuters verkauft haben. Bei denen, die Millionen zahlender Nutzer auf ihren Diensten haben. Bei denen spreche ich vor, weil sie ja vielleicht einen Job haben für mich.
Mit den anderen – mit denen, die gerade «in between» sind, weil sie ihre Firma verkauft oder gegen die Wand gefahren haben – sitze ich in der Sonne beim Kaffee und tausche mich aus, was man als nächstes machen müsste. Man droppt Namen von Bekannten, von neuen Projekten, die man vom Hörensagen kennt, von unglaublichen Erfolgsgeschichten etc.
Es ist wie in Hollywood mit den Schauspielern. In jedem Arbeitslosen hier steckt ein kleiner Mark Zuckerberg. Es ist ja nur Internet! Kann ja jeder einen Blog schreiben oder sonst erfolgreich sein. Ich habe auch ein paar Leute kennengelernt, die eine Idee und Kohle haben. Die heuern Entwickler an. Und die werden dann enttäuscht, weil der russische Student, den sie per Skype angestellt haben, die geniale Idee nicht zu einem genialen Produkt macht.
Das Aussenministerium hat beschlossen, Israel künftig unter dem Label «Creative Energy» zu vermarkten. Der gute Ruf des aufregenden, zukunftsgerichteten Tel Aviv soll sich auf ganz Israel übertragen. Ich stelle derweil je länger je mehr fest, dass ich gar nicht in Israel lebe – sondern in Nord Tel Aviv. Das Quartier hier wurde in der Zeitung auch schon so charakterisiert, dass hier die israelischen Internet-Millionäre das süsse Nichtstun geniessen. Manchmal, wenn ich hier im Kaffee sitze, fühle ich mich deshalb auch ein bisschen wie ein Internet-Millionär. Am Montag habe ich ein Vorstellungsgespräch im hohen Norden Israels bei einem Sandalenproduzenten. Es würde mir gut tun, regelmässig aus der Bubble rauszukommen.
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