Einwanderer sind die anderen
Auf der Suche nach Informationen zum Einwanderungs-Prozedere nach Israel, stosse ich im Internet auf offizielle Broschüren, mehrere Dutzend Seiten lang, die ausführlich beschreiben was zu tun ist, welche Unterstützung den Einwanderern zusteht, wie die Sprache zu lernen ist, wie man als Einwanderer in die Wirtschaft integriert wird etc.
Ich lese und bin begeistert, selbst ein fünfmonatiger Sprachkurs wird vom Staat bezahlt. Ich weiss auch, dass es die sogenannte Aalyah-Einwanderung gibt, die ‚Rückkehr’ der Juden nach Israel. Sprich: jüdische Russen, Amerikaner, Afrikaner, die in ihre Heimat Israel zurückkehren. Ich weiss, dass diese finanziell und logistisch maximal unterstützt werden. Von dieser Kategorie bin ich als Nicht-Jude ausgeschlossen. Ich suche also auf diesen Webseiten und in den Broschüren nach Informationen, was den olim chadash (wie sie auf hebräisch heissen) zusteht, und was mir zusteht. Es ist aber immer einfach die Rede von Einwanderern, es wird nie spezifiziert: soviel für die Juden, soviel für die anderen.
Stellt sich heraus: mit Einwanderer sind nur die jüdischen Einwanderer gemeint. Ich bin kein Einwanderer in Israel und werde nie einer sein. Ich bin entweder eine nützliche Arbeitskraft, einer der Glück hat und ein B1 Arbeitsvisum bekommt, oder meine Freundin muss mich auf dem Papier als ihren Partner ausgeben, damit ich ein Aufenthaltsrecht für ein Jahr bekomme.
Einwanderer, das sind nur die anderen, die Juden.
Pingback: Zurück in Ulpan | Schweiz – Israel