Frohe Festtage

Wie ich am Donnerstag früh in meine hohen Schuhe steige – es ziehen jetzt fast täglich Regenschauer vom Meer her über die Stadt und setzen die Strassen unter Wasser – stosse ich mit dem Fuss auf eine Plastiktüte mit Süssigkeiten. Ich brauche eine Weile, bis ich verstehe: Nikolaus war hier. Gabi hat sich an Samichlaus erinnert – und ihre Frankfurter Freundin  erklärte ihr, wie man’s macht. (Mit all den Deutschen in Zürich wird der Samichlaus auch Stiefel füllen lernen.)

Vor einem Jahr sassen wir am Chlausabend im Mate, dem Quartier-Pub mit Billardtisch. Bei einem Bier erklärte ich Gabi den Samichlaus. Natürlich habe ich beste Erinnerungen an den Samichlaus und seinen Schmutzli, an ihre Besuche bei uns zuhause, der Mann mit dem dicken Buch, dem grossen Jutesack mit Spanisch Nüssli und den Mandarinli, die kurzen Gedichte, die wir aufsagen mussten … Gabi hörte nicht die Musik, sie gab sich geschockt, dass Eltern einen bärtigen fremden Mann in ihr Zuhause kommen lassen, der ihre Kinder schlägt und/oder in den dunklen Wald entführt, wenn sie nicht ‘gut’ waren. Ich verteidigte meinen Samichlaus mit Herzblut. Aber sie wollte mich nicht verstehen und trieb mich vor sich her.

A propos andere Länder, andere Sitten: Ich beschrieb in einer fröhlichen Runde die Schweizer Jasskarten. ‘Shields’, ‘Acorns’, ‘Bells’, ‘Roses’… Auch ein grosses Stück Heimat und Kindheit. Sagte eine in der Runde: King of Roses…? Und Boy of Roses…? Wie schwul sei das denn! Definitiv ist Schwulsein hier in Ordnung – aber ein Mann hat ein Mann zu sein.

Am Sonntag war der erste Hanukah-Tag. Die leckeren Weihnachtsguezli aus Zürich sind schon fast alle. Es hat nur noch eine Handvoll Mailänderli. Während Hanukah gibt’s hier an jeder Ecke Sufganiot – in Zürich nennen wir die Berliner.

Hanukah-Leuchter auf dem Basel-Platz: Jeden Abend zündet der Rav eine neue Kerze an.

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