Frohes Fest

Eggs Benedict gab ich mir zum Geburtstag, Brioche drauf feinster Lachs unter pochiertem Ei und sämiger Sauce Hollandaise, in einer Ganztags-Frühstücks-Bar an der Dizengoff, begleitet von Kir Royale und einem Geburtstags-Shot Campari-Gin, offeriert von einer jungen typisch unprofessionell aber sperrig-charmanten Tel Avivi Waitress, und ihrem Barman, nachdem wir eine halbe Stunde auf der Strasse draussen in der warmen Novembersonne auf einen freien Tisch gewartet hatten (an einem gewöhnlichen Donnerstag um 11 Uhr Morgens!).

An der Dizengoffstrasse da sitzen jetzt auf vielen Parkbänken dicke Teddybären in Menschengrösse, mit blutigen Einschuss- und schwarzen Brand-Löchern im nussbraunen Fell.

Dazu ist der Dizengoff-Platz in Sichtdistanz von unserem Geburtstags-Cafe ein grosses Mahnmal, den Opfern der Hamas und den Geiseln gewidmet, mit Fotos ausgelegt, Kerzen, Erinnerungsstücken. Wer die letzten Wochen ferngesehen hat, erkennt viele der Gesichter auf den Fotos wieder, und erinnert die Geschichten dazu. G erzählt mir die Geschichte eines jungen Paars, deren Fotos da liegen, dass die beiden, Eltern von zwei Babies, in ihrem Haus erschossen wurden. Nachdem sie die Eltern getötet hatten, machten es sich die Hamasniks bequem in dem Haus, und jeder und jede, die der nach den schreienden Babies schauen wollte, wurde auf der Türschwelle erschossen. Ein gut meinender Helfer nach dem anderen. Die Kleinkinder überlebten.

In unserer kleinen Frühstücks-Bar war die Stimmung gelöst, der Laden draussen, drinnen und an der Bar voll besetzt, bis beim zweiten Kaffee plötzlich kontrollierte Eile ausbrach, alle im Lokal aufstanden, Raketenalarm, um sich im Eingang des Hotels nebenan einzufinden, im ‘Safe Space’.

Es donnerte am Himmel über uns, so laut wie schon lange nicht mehr.

Unsere Buben hatten in Kindergarten und Schule zum ersten Mal überhaupt auch Alarm.

So machten wir uns gleich auf den Weg, um sie abzuholen.

Die beiden waren nicht weiter beunruhigt, wobei der ältere den Geburtstagskuchen mit Kerzenausblasen zuhause am selben Nachmittag fiebrig und müde verschlief… Kriegskrank? Oder wars doch nur ein Virus?

Was man sicher weiss: es könnte alles noch viel schlimmer sein.

Der Plastik-Weihnachtsbaum zuhause steht – frohe Weihnachten!

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