Frontnachrichten

Jeden Morgen beim ersten Blick aufs Telefon, wartet die Schlagzeile 2, 3, 4 israelische Soldaten am Vortag getötet, die Namen der Männer werden veröffentlicht, die Gesichter, jüngere, ältere. Dazu kommen die Meldungen der Hamas von manchmal dutzenden, manchmal hunderten Toten.

Die Geisel-Übergaben wurden live im TV übertragen, auch wenn es kaum etwas zu sehen gab. Mit den üblichen Kommentatoren und Talking Heads in Studios und im Feld, die immer in Kriegszeiten mit stundenlangen Pseudo-Dialogen und Sermonen den Morgen, den Abend, und ganze Tage füllen.

Als ‘Lichtblick’ wurden die Momente der Geisel-Befreiung von vielen bezeichnet.

Diese ‘News’ dienen weniger der Information, als es ein galvanisierendes Bad der Massen ist, um Einheit zu schaffen, die Diskussionspunkte zu setzen, und letztlich um die Unterstützung für die Kriegspolitik wieder und wieder zu verstärken.

Schon unmittelbar nach dem 7. Oktober wurde das ganze Land überzogen mit Plakatwänden mit dem schlüpfrigen Motto: ‘Yachad nenatzeach – Zusammen gewinnen wir’. Wer will da was dagegen haben? Und wenn ja, gegen was will man sich auflehnen? Gegen den Teil mit dem ‘gewinnen’ oder den Teil mit dem ‘zusammen’?

Seither haben sich die Meinungen diversifiziert. Es wird auch gegen Krieg protestiert.

Und es wird geklebt, aufs Auto oder aufs Motorrad, die israelische Flagge ist omnipräsent, in Gärten, an Strassenrändern, auf und an Autos.

Dann ein gelb-schwarzer Kleber den ich jetzt öfter sehe: ‘Fuck Hamas – Hapa’am ad ha sof‘ (Fickt die Hamas – diesmal bis zum Ende). Das konsensfähige ‘Fuck Hamas’ wird auf hebräisch ergänzt mit dem politisch heiklen Schlachtruf, bis zum Ende / bis zum Letzten zu gehen.

Auch eine entschärfte Version desselben Klebers habe ich gesehen auf einem Auto, mit dem nach ‘Endsieg’ schreienden zweiten Teil abgeschnitten. Kurz und bündig: ‘Fuck Hamas’.

Auf Motorrädern im Park prangte in den Israel-Farben weiss/blau ein ähnlich angelegter Kleber: ‘Finish Them – Am Israel Chai (Macht sie fertig – Das Volk Israel lebt)’. Diese zweite Zeile ‘Am Israel Chai’ ist eine Affirmation der Holocaust-Überlebenden. Es ist der hoffnungsvolle Blick der Überlebenden in die Zukunft. Dieser Satz der Hoffnung gepaart mit dem Ruf nach Blutrache wird zum super-nationalistischen Schlachtruf.

Das andere überlebensgrosse Motto Israels, in gewisser Hinsicht die Maxime Israels schlechthin, das ist: ‘Ich habe kein anderes Land’ (Ein li eretz acheret).

Wir vier – wir haben ein anderes Land.

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