Anschlag in Bulgarien: Jeder Israeli ein Soldat?
In Tel Avivs Strassen sieht man wenig Uniformen. Besuch aus der Schweiz ist gerne überrascht, wie “friedlich” es hier aussieht. Doch jeder (jüdische) Israeli war drei Jahre seines Lebens im Wehrdienst, Frauen zwei Jahre. Die Armee ist Teil jedes Isrealis. Der ewige Kampf um die Heimat ist verinnerlicht. Es patrouillieren keine Panzer in Tel Aviv aber die Armee hat eine unendlich wichtige Rolle hier in Israel.
Nach dem Attentat diese Woche auf israelische Touristen in Burgas, Bulgarien, wurden die sieben Toten gestern in einem Jet der Luftwaffe nach Hause überführt. Eine Zeitung meldete: “Am Flughafen Ben Gurion wurde eine militärische Zeremonie abgehalten” zu Ehren der Opfer. Eine militärische Zeremonie für Touristen, die in Bulgarien von Terroristen in den Tod gerissen wurden? Als Angehöriger hätte ich auf diese traurige “militärische Ehre” verzichten wollen. Das waren Zivilisten! Sie waren nicht im Krieg! – Oder waren sie es doch?
“Der Iran war es”, hiess es in Netanyahus Stellungnahme unmittelbar nach dem Anschlag. Das mag richtig sein. Doch die polizeilichen und geheimdienstlichen Untersuchungen waren zu dem Zeitpunkt eben erst angelaufen. Netanyahus Schuldzuweisung zementiert natürlich in erster Linie das Feindbild Iran weiter. Darüber hinaus lässt die Rhetorik der Regierung aber auch keinen Zweifel daran: die getöteten israelischen Touristen sind Kriegs-Opfer.
Bin ich nur überempfindlich, weil mich die Logik dieses un-greifbaren Kriegs ohnehin verrückt macht? Israel liquidiert seine Feinde im Ausland – Atomwissenschaftler im Iran, Hezbollah-Führer in Dubai – und versteht dann seine getöteten Touristen als mlitärische Opfer.
Was macht diese Logik aus mir, der ich hier in Israel lebe?