Pendler

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Seit März pendle ich Sonntags nach Haifa zur Arbeit. Auf dem Bahnhof gibt’s die Gratiszeitung. Mein Zug fährt meist pünktlich.

Für Israelis ist Zugfahren eine neue Mode. Vor bald 100 Jahren, als die Eisenbahnverrückten Briten hier waren, gab’s ein Streckennetz zwischen Damaskus, Beirut, und Kairo mit täglichen Verbindungen via Haifa, Tel Aviv und Jerusalem von einer Grosstadt zur anderen. Nur als naiver Schweizer kann ich heute davon träumen, in zwei Stunden von Tel Aviv nach Damaskus oder Beirut zu flitzen.

Im Abteil gibt’s eine Steckdose für den Laptop und man kann sich unterwegs über Wlan ins Gratis-Internet einklinken. Chapeau, Israel.

Nach der Unabhängigkeit Israels wurde das Streckennetz vernachlässigt, der teure Ausbau aufgeschoben. Busse waren das Transportmittel der ersten 50 Jahre Israel. Erst seit 20 Jahren feiert die Eisenbahn ein Comeback. Irgendwo lese ich: Anfangs 90er reisten noch 2-3 Millionen Passagiere pro Jahr mit dem Zug. Heute sind es gegen 40 Millionen.

Viele schimpfen über Verspätungen, Streiks und spontane Fahrplanänderungen. Ich kann das nicht bestätigen. Den 7 Uhr Zug teile ich vor allem mit den vielen Soldaten, die Sonntags aus dem Wochenende zurück in ihre Kasernen im Norden einrücken.

Am Streckennetz wird fleissig weitergebaut. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich irgendwann in einer friedlichen Zukunft mit dem Zug nach Beirut fahren kann für einen Theaterabend.

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