Sirene .. ein Bums, dann Diner bei der Stv. Botschafterin
Eben hatten wir Raketen-Alarm hier in Tel Aviv. Es war der erste Alarm seit dem Golfkrieg 1992, schreiben sie im Live-Report auf Haaretz. Mehr haben sie nicht zu sagen. Die Sirene heult, meine Frau kann es erst gar nicht glauben – und hat keine Ahnung, was zu tun ist. Ich denke: Was ist die Chance, dass eine Rakete ausgerechnet Basel trifft. Und wenn man die Schäden im Süden des Landes sieht, ist da nach einem Einschlag jeweils ein Loch in der Fassade oder im Dach, aber das Haus steht noch. Das sind ja keine Flächenbombardements. Die Sirene heult, wir schauen nach draussen auf die Strasse, neugierig, wie ernst das zu nehmen ist. Die einen hasten durch die Strasse, auf der Suche nach dem nächsten Schutzraum. Andere bleiben stehen … Meine Frau ruft Freunde an, um zu hören, was die machen. Die Sirene heult vielleicht ein, zwei Minuten. Ich könnte kotzen. Nur ganz weit weg habe ich vielleicht auch Angst um mein Leben. Aber was ist die Wahrscheinlichkeit … Viel mehr bin ich wütend, enttäuscht, traurig, dass das wirklich passiert. Dass Raketen auf Tel Aviv fallen, und Israel den Gazastreifen bombardiert. Die Sirene verstummt, dann hören wir in der Ferne einen Bums. Die im Fernsehen wissen erst auch nicht mehr als wir. Sie zeigen immer wieder Live-Bilder einer Panoramakamera von Tel Aviv, die Hochhäuser vor dunklem Nachthimmel, abertausende Lichter. Dann eine Sicht auf die Stadtautobahn Ayalon mit dem dichten Feierabendverkehr… Die Anonymität der Grossstadt beschützt mich.
Wir sind zu einem äthiopischen Diner eingeladen bei der stellvertretenden Botschafterin zuhause. Sie schreibt eine SMS, eben sei das Essen eingetroffen, es rieche köstlich, sie hoffe, wir kommen trotz dem Schrecken alle.