Stille Nacht, fröhliche Nacht
Ich sitze draussen in der Sonne. Im Coop hier an der Dizengoff steht ein Weihnachtsbaum. Ansonsten ist Nord-Tel Aviv frei von Weihnachtsstimmung.
Gerüchteweise hatte ich in der Ulpan gehört, man kriege in Yaffo, im mehrheitlich arabischen Süden Tel Avivs, Weihnachtsbäume zu kaufen. (Den christlich-orthodoxen Kirchen gehört dort offenbar die halbe Stadt.) Erst dachte ich noch: Tannenbäume. Mein Kumpel aus Kanada korrigierte dann meine Erwartungen: Plastikbäume.
Es dunkelt schon ein, als wir uns am Sonntag schliesslich auf die Suche machen. Die eine Strasse runter finden wir Kioske und Imbisse mit Weihnachtsdekoration. Ich frage nach einem Weihnachtsbedarfs-Händler. Die Verkäuferin sagt: Es ist Sonntag, die Läden der Christen sind geschlossen.
Zum Glück halten nicht alle Christen den Ruhetag heilig. Am Ende der Strasse spielt ein angeketteter Elektro-Nikolaus Saxofon und schüttelt im Takt zu ‘Last Christmas’ seinen Plastik-Rumpf.
Wir haben jetzt einen Mannshohen Baum mit Kugeln, Girlanden, Glöckchen, einem Stern obenauf und farbigen Blinklichtern rundum. Und für Freitag haben wir Freunde zu einer fröhlichen Nacht eingeladen. Es wird ihr allererstes Weihnachtsfest.