Es liegt mehr drin hier
Dieser Tage werden in den israelischen Medien saftige Scharmützel geführt. Im Politbetrieb wird geklüngelt, verhandelt und intrigiert was das Zeug hält. Es geht um die Ministerposten in der neuen Regierung.
Auch in der Schweiz werden Leute öffentlich angeschwärzt, böse Gerüchte werden verbreitet, der gute Ruf wird mit alten Geschichten ruiniert etc. Aber mir kommt’s vor wie bei vielem: Es knallt hier lauter, keiner hält hinter dem Berg, es wird hemmungsloser zugelangt und gnadenloser ausgeteilt. Heute werden dem Bildungsminister der jetzigen Koalition, Gideon Sa’ar (47), pikante Sexgeschichten angehängt. Und dabei geht’s nicht um einen anzüglichen Spruch oder einen kleinen Klaps auf den Hintern einer Assistentin. Der Vorwurf: Er soll als DJ in einer Bar in Tel Aviv etwas mit einer Minderjährigen unter Drogen gehabt haben. Um ihn garantiert loszuwerden, wird der designierten Nummer 3 im neuen Kabinett gleichzeitig per öffentlichem Brief eine Affäre mit einer Büromitarbeiterin angehängt (Jerusalem Post, 20.2.13). Er ist bereits geschieden und offiziell mit einem TV-Starlet liiert… Ein anderer wichtiger Mitarbeiter Netanyahus wurde bereits abserviert, weil er mit dem Handy unter dem Sitzungstisch private parts einer Mitarbeiterin fotografiert hatte – wobei der eigentliche Skandal in diesem Fall war, dass Netanyahu ihn trotz Berufsverbot stillschweigend weiterbeschäftigte (Globalpost, 29.1.13). Lieberman, der Aussenminister, steht vor Gericht wegen Untreue … es läuft was.
Der neue Justizminister, der junge, zugedröhnte Groupies vernaschte? – Sowas steigert nicht unbedingt das Vertrauen in die Regierung. Aber solche unmöglichen Geschichten machen Israel. Im Guten wie im Bösen: Es liegt mehr drin hier.