Was ist anders

Der Kleine (4) fragte neulich in der Badewanne in unserer temporären Wohnung in Zürich aus heiterem Himmel: “Ima, wegen dem Krieg zuhause … wer hat eigentlich gewonnen?”

Es ist wahnsinnig schwierig zu akzeptieren, dass wir keine Zukunft haben in Israel, dass wir unser Leben nicht einfach weiterleben können.

Unser Haus steht noch. 
Unsere Freunde sind – wieder – in Israel, die meisten jedenfalls. (Zwei Familien unserer kleinen Schule sind Hals über Kopf ausgewandert.)
Unsere Familie – die Familie von G – ist hier. Ihre Grosseltern und Urgrosseltern haben das Land mit aufgebaut. (Die Schwester hatte schon Jahre vor, mit Mann und Kind nach Kanada zu ziehen, jetzt haben sie die Reissleine gezogen und sind auf und davon.)
Unsere Schule und unsere Arbeit sind in Israel, genau wie vor dem 7. Oktober.

Und trotzdem sagen wir jetzt, wir können hier nicht mehr leben? 

“Was hat sich denn verändert, dass ihr plötzlich weg wollt..?” – hat mich natürlich niemand in der Schweiz gefragt. Obwohl es keine dumme Frage wäre: Die Grosswetterlage ist unverändert. Die politische Krise ist schon älter als der 7. Oktober. Die Bedrohung ausgehend von Iran und seinen Proxys wurde jahrzehntelang beschrieben.

“Wir haben’s ja immer gesagt…” – Auch diesen Satz habe ich erstaunlicherweise nie gehört jetzt, in diesem Monat in der Schweiz. Man wusste ja was kommt! Rechts wie Links.

Heute haben die Linken endlich die Bestätigung dafür, was sie Jahrzehntelang gepredigt haben: seht ihr, man kann kein Volk dauerhaft unterdrücken, ohne dass es irgendwann den Deckel lupft. 

Und die Rechten haben endlich den lang erwarteten Freibrief, Gaza plattzumachen. Denn “die in Gaza” haben auch dem letzten Brüsseler Schönredner ihre un-menschlichkeit beweisen. (Nach meinem Erleben hegte eine grosse Mehrheit in Israel schon vor dem 7. Oktober Rachegefühle unterschiedlicher Schattierung.)

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sowas passiert – was hat sich nun also am 7. Oktober für uns geändert?

Die Tatsache, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es wieder knallt. Auf verbrannter Erde aufzuwachsen, und in blutgetränktem Boden Wurzeln zu schlagen ist nicht, was wir für unsere Kinder im Sinn haben.

Trotzdem – erstmal fliegen wir zurück, denn wir leben in Israel.
Noch leben wir in Israel.

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