Wir können
Die ersten Wochen war’s aufregend, wieder hier zu sein. Jetzt wo wir den Krieg meistens Krieg sein lassen können stellt sich wieder ein Alltag ein, wo wir Abends bei Freunden zu Hanukkah Kerzen anzünden, die Familie treffen am Wochenende.
Vieles fühlt sich wieder normal an (sogar der Raketenalarm, zwei, drei Mal die Woche). Auch wenn nicht wenige Freunde Jahre älter aussehen, viele sichtlich an Fitness und reiner Haut verloren haben, alle müde Schatten um die Augen tragen.
Und je normaler sich das Leben wieder anfühlt, wir die warme Novembersonne geniessen, G auf Whatsapp Bilder vom Strand schickt – umso dunkler wird der Schatten, den ich mit mir rumtrage. Wir. Müssen. Hier. Weg.
Gestern Abend waren wir bei einem Paar mit zwei Jungs im selben Alter wie unsere. Eine israelische Familie wie aus dem Bilderbuch: Zwei Mütter, die eine Mutter aus Israelischem Adel, ihr Grossvater hat die Marine gegründet, ihr Vater eine der ersten Steinerschulen. Die andere Mutter eine erfolgreiche Unternehmerin. Ihre beiden Buben von einem Samenspender sind beide blond. Sie haben eine unkomplizierte Art weltoffen zu sein, eine unprätentiöse Art grosszügig zu sein.
Sie sagen uns: “Hey, wir können nicht weg hier. Und was würden wir in einem Land machen, in dem die Sonne nicht scheint? Unsere Kinder sind nicht für die Kälte Europas gemacht!”
Und wir? – Können weg.